Bis heute hat Tamara Schweidler an die 300 Gipfelbücher angefertigt, in Spitzenzeiten waren es bis zu 40 pro Woche. „Ich bin kaum mehr hinterhergekommen und meine Freundin Mira hat mir geholfen“. Denn Tamaras ehrenamtliche Aktion hat sich schnell rumgesprochen. Immer häufiger haben Wanderer bei ihr Bücher bestellt, um sie überall auf Berggipfeln zu deponieren, in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein Gipfelbuch hat es sogar bis nach Korsika auf den Monte Cinto geschafft.
Ihre Mal-Ecke hat sich Tamara auf dem Balkon eingerichtet, sie verwendet Acrylfarbe und große Malblöcke. Sobald sie den Pinsel in der Hand hält, kann sie abschalten, runterkommen, ruhig werden. Am liebsten hat sie es farbenfroh: Zitronengelb, Rotorange, Kiwigrün, Azurenblau. Weil der grüngemusterte Einband des Haaralmschneid-Gipfelbuches nicht mehr schön ist, will sie ihn heute durch das neue ersetzen. Sie nimmt das Buch aus der Metallkassette am Kreuz, legt sich das Bild auf den Schoss und bindet es geschickt herum. Tamara betont, dass sie niemals vorhandene Bücher von den Gipfeln entfernt sondern nur zusätzlich neue in den Kasten legt. In der Regel werden volle Gipfelbücher in der zugehörigen Hütte abgegeben. Wie schnell die Seiten eines Buches gefüllt sind, hängt auch davon ab, wie begangen der Gipfel ist.
Tamara legt das neu eingebundene Gipfelbuch, in das sie sich noch schnell selbst eingetragen hat, wieder zurück und verschließt die Metallkassette sorgfältig. Nanouki spürt, dass es wieder heimwärts geht, die Hündin springt freudig auf. Auf dem Abstieg kommen uns die ersten Wanderer entgegen und die Kühe widmen sich längst den feinen Wiesenkräutern. Auf der Haaralm wechseln sich die sogenannten „Kaser“ mit der Bewirtschaftung jährlich ab. Wir kehren spontan ein und freuen uns über einen dampfenden Kaffee und ofenfrischen Kuchen. So stand es nämlich im Gipfelbuch: „Die Ruhe ist dem Bergsteiger heilig, nur Narren haben’s eilig.“