Blickauf die Bischofsfellnalm
© © Ruhpolding Tourismus/Andreas Plenk

Annas Almsennerei

Datum: 23.08.2017
Von: Kathrin Thoma-Bregar

Die Bischofsfelln Alm ist im Sommer Annas Reich. Von Mitte Juni bis Ende September ist sie heroben, 1.380 Meter über dem Tal. 
Zusammen mit 4 Milchkühen und 60 Jungviechern. Gäste sind Anna immer willkommen. Ihnen serviert sie köstlichen Almkäse. 
Selbstverständlich selbstgemacht.

„Geht’s Kuahrein, geht’s“, klingen Annas Lockrufe über die Almfläche

Es ist sechs Uhr am Morgen. Eine magische Ruhe, goldgelb das Licht. Die Luft riecht nach Tau, frisch und klar. Die Bergsicht reicht über die Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen bis weit ins Salzburgerische und nach Tirol. Der Hochgern-Gipfel scheint zum Greifen nah. Ein steiler Steig führt zum Kreuz hinauf. Noch ist es kühl aber die Sonne hat Kraft. Es wird ein wunderschöner Augustsommertag werden. Die Sonne geht schon auf.

 

Selbstgemachter Käse von den Almkühen

Ihre langen braunen Haare hat Anna unter einem geblümten Kopftuch versteckt. Die Füße und die blaue Arbeitshose stecken in grünen Gummistiefeln, Almarbeitskluft. „Ding dong ding dong“. Gemächlich aber zielstrebig kommen Annas vierbeinige Schützlinge auf den Almkaser zumarschiert. Sie wissen: Wenn ihre Sennerin ruft, ist es Zeit zum Melken. Die Nacht haben die Tiere draußen verbracht. Es gab Berg- und Wiesenkräuter satt, entsprechend fein werden Milch und Käse schmecken. Gundi, die Pinzgauer Leitkuh mit der größten Glocke geht als erste in den Stall. Ihr folgen Glück, Glöcklein und Nachzüglerin Anna. Jede der vier Damen kennt ihren Platz im Stall.

 

Alle kriegen noch einen liebvollen Klapps auf die Flanke, bevor Sennerin Anna das Melkgeschirr anlegt. Ein gleichmäßiges Brummen erfüllt den Raum. 90 bis 100 Liter Bergmilch geben Gundi & Co pro Tag. Am Abend wird ein zweites Mal gemolken. Daraus macht Anna täglich Hart- und Weichkäse. Die Milch reicht für neun bis zehn Kilogramm. Gelernt hat sie das Käsen bei ihrer Mutter Angela und auf der Landwirtschaftsschule.

 

Sennerin auf der Alm

»Als ich das erste Mal heroben war, habe ich sofort gewusst: Das ist es, da will ich auffi.«

Anna Bichler

Erst vor einem Jahr hat die Familie Bichler die jahrhundertalte Hütte an der Südflanke von Silleck und Hochgern übernommen. Das war mehr Zufall als geplant. Aber für die 24-jährige Anna erfüllte sich ein Traum. „Als ich das erste Mal heroben war, habe ich sofort gewusst: Das ist es, da will ich auffi.“ 50 Hektar Wald und Weide gehören zur Bischofsfelln Alm. Den alten Kaser haben die Bichlers einer Komplettsanierung unterzogen, mit sensibler Hand, so dass der Charme erhalten blieb. Die Dielenböden knarzen noch, die Tür zur Kammer ist so nieder, dass Anna sich bücken muss, einen Fernseher gibt es nicht und auch keine Spültoilette. Dafür Strom über die Photovoltaikanlage und demnächst auch eine Dusche dank Gastherme.  Die Käserei kam ganz neu dazu.

 

Gundi, Glück, Glöcklein und Kuhdame Anna ziehen von dannen. Sie suchen sich ein feines Almplätzchen zum Ruhen. Ihre Milch verarbeitet Anna sofort weiter. Sie füllt sie in einen großen Kessel und labt sie ein. Dadurch wird sie dicklich. Nach etwa einer dreiviertel Stunde fährt Anna mit der Käseharfe durch die Masse und schneidet sie in circa 2 Zentimeter große Stücke. Dann erhitzt sie alles auf 36 Grad, schöpft die Molke mit einem Sieb ab und füllt den Bruch in Formen ab. Über den Tag verteilt wendet sie die Masse rund fünf Mal. Dann verfeinert Anna den Frischkäse mit Öl und eigenen Kräutern, die vor der Hütte in einem Trog wachsen. Hartkäse wird ganz ähnlich zubereitet. Allerdings muss der Bruch viel kleiner sein. Und wenn er in den runden Laibformen ist, badet ihn Anna in Salzlake und lässt ihn im Keller circa sechs Wochen reifen. In der Zeit muss er regelmäßig gewendet und mit Rotschmiere bestrichen werden, so entsteht der Rand.

 

Gästeverwöhnen auf der Alm gehört auch dazu

Für Anna und ihre Mutter Angela ist nun Zeit fürs Frühstück. Angela und Schwester Lisa kommen so oft wie möglich auf die Bischofsfelln Alm, der jungen Sennerin unter die Arme greifen, um die eigenen vier Milchkühe zu versorgen, die 60 Stück Jungvieh von anderen Bauern zu beaufsichtigen und Wanderer und Mountainbiker zu verköstigen. Mama Angela war selbst als Sennerin auf einer Alm, genauso wie die Oma. Auch Annas Schwestern hat der Almvirus gepackt.

Einsam fühlt sich Anna heroben nie, Angst hat sie auch keine. „Aber jede Woche fahre ich einmal runter ins Tal, zum Duschen und um Freunde zu treffen, das tut schon gut.“ Über der gemütlichen Eckbank in der Küchenstube steht ein kleines Radio, das reicht völlig, sagt Anna. Handyempfang hat sie in der Hütte nicht. Aber sie weiß auf welche kleine Anhöhe sie gehen muss, damit sie mit ihrem Freund telefonieren kann.

Bevor sie sich zum Bedienen umzieht, wendet Anna das erste Mal den Frischkäse. Keine halbe Stunde später sitzen auch schon die ersten Gäste vor der Hütte. Sie sind zu Fuß von der Urschlau in Ruhpolding über Eschelmoos gekommen. Ein paar sind auch geradelt und haben das Bike weiter unten stehengelassen. Der letzte Anstieg zur Alm hat es in sich. Nur topfitte Sportler und E-Biker treten bis ganz rauf.

Kaffeeduft zieht aus der Hütte, Anna brüht ihn mit der Hand auf. Anna richtet liebevoll die Käseteller her. Das Brot dazu backt sie ebenfalls selbst und die Kräuter für den Tee sammelt sie wann immer sie Zeit hat. Sie trocknen draußen auf einem Gestell an der Hüttenwand.

An schönen Tagen wie diesen bleiben Ausflügler gerne bis in den Abend hinein auf der Hausbank sitzen. Sie schauen der Sonne beim Untergehen zu. Anna hat da längst schon das zweite Mal gemolken und Käseformen neu gefüllt. Wenn der letzte Gast ins Tal aufbricht, hat sie ihre Alm wieder für sich. Der letzte Blick des Tages geht zu ihren Kühen und über die Berge. Sie sagt: „Ich habe den schönsten Arbeitsplatz der Welt.“

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