Für Anna und ihre Mutter Angela ist nun Zeit fürs Frühstück. Angela und Schwester Lisa kommen so oft wie möglich auf die Bischofsfelln Alm, der jungen Sennerin unter die Arme greifen, um die eigenen vier Milchkühe zu versorgen, die 60 Stück Jungvieh von anderen Bauern zu beaufsichtigen und Wanderer und Mountainbiker zu verköstigen. Mama Angela war selbst als Sennerin auf einer Alm, genauso wie die Oma. Auch Annas Schwestern hat der Almvirus gepackt.
Einsam fühlt sich Anna heroben nie, Angst hat sie auch keine. „Aber jede Woche fahre ich einmal runter ins Tal, zum Duschen und um Freunde zu treffen, das tut schon gut.“ Über der gemütlichen Eckbank in der Küchenstube steht ein kleines Radio, das reicht völlig, sagt Anna. Handyempfang hat sie in der Hütte nicht. Aber sie weiß auf welche kleine Anhöhe sie gehen muss, damit sie mit ihrem Freund telefonieren kann.
Bevor sie sich zum Bedienen umzieht, wendet Anna das erste Mal den Frischkäse. Keine halbe Stunde später sitzen auch schon die ersten Gäste vor der Hütte. Sie sind zu Fuß von der Urschlau in Ruhpolding über Eschelmoos gekommen. Ein paar sind auch geradelt und haben das Bike weiter unten stehengelassen. Der letzte Anstieg zur Alm hat es in sich. Nur topfitte Sportler und E-Biker treten bis ganz rauf.
Kaffeeduft zieht aus der Hütte, Anna brüht ihn mit der Hand auf. Anna richtet liebevoll die Käseteller her. Das Brot dazu backt sie ebenfalls selbst und die Kräuter für den Tee sammelt sie wann immer sie Zeit hat. Sie trocknen draußen auf einem Gestell an der Hüttenwand.
An schönen Tagen wie diesen bleiben Ausflügler gerne bis in den Abend hinein auf der Hausbank sitzen. Sie schauen der Sonne beim Untergehen zu. Anna hat da längst schon das zweite Mal gemolken und Käseformen neu gefüllt. Wenn der letzte Gast ins Tal aufbricht, hat sie ihre Alm wieder für sich. Der letzte Blick des Tages geht zu ihren Kühen und über die Berge. Sie sagt: „Ich habe den schönsten Arbeitsplatz der Welt.“