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Martina Stawny-Wenta mit Uhu Hubert
© © Ruhpolding Tourismus/ Andreas Plenk

Jägerin Martina Stawny-Wenta

Datum: 25.10.2023
Von: Kathrin Thoma-Bregar

Wenn Martina Stawny-Wenta durch den Bergwald streift, sieht sie mehr als alle anderen. Jede noch so kleinste Bewegung im Augenwinkel, jeden Abdruck am Boden, abgeknickte Äste, angeknabberte Baumrinden. Die 58-Jährige ist ausgebildete Jägerin. Ihre Hauptaufgabe sind Hege und Pflege von Wald und Wild.

Ganz still sitzt sie da. Das Fernglas in der Hand. Toni und Bargus zu ihren Füßen. Keiner macht einen Mucks. Die Hunde sind wachsam, irgendwas kitzelt ihre Nasen. Aber sie wissen, dass sie nicht bellen dürfen. Lästige Mücken schwirren Martina Stawny-Wenta um die Ohren. Die hat den Blick auf den Salzstein gerichtet, nur ein paar Meter von ihrem getarnten Bodensitz entfernt. Dort hat sie ihn angebracht, damit das Wild nach einem langen Winter genug Mineralien bekommt. Die Tiere schlecken dran, sogar Vögel picken sich Körnchen heraus. Martina steht auf. „Das gibt es. Manchmal sitzt man tagelang und sieht nichts.“ Also zieht sie weiter hinauf durch den Wald. Die Hunde folgen ihr. Auf einer Lichtung kontrolliert sie die gut versteckte Wildtierkamera, die rund um die Uhr aufzeichnet. Im Wald leben hauptsächlich Rehe, Rotwild und Gämse, Füchse, Dachse, Marder, Hasen, Waschbären. Als Jägerin muss Martina den Bestand in ihrem Revier genau kennen. Sie muss wissen, wer krank und gesund, wer alt und wer jung ist.

Frauen im Kommen

Martina Stawny-Wentas Urgroßvater war einst Forstmeister bei den Fürsten Thurn und Taxis, ihr Großvater war Oberforstmeister von Ruhpolding und der Vater Jäger. „Als Kinder durften meine zwei Schwestern und ich ihn immer begleiten. Wir wohnten damals in München, seine Jagd lag am Ostersee und wird sind jedes Wochenende rausgefahren. Wir mussten zum Beispiel Pirschsteige vom Laub saubermachen, damit man leise schleichen kann oder Sitze bauen.“Mit Mitte 20 legte Martina selbst die Jagdprüfung ab. Aktuell gibt es in Bayern rund 70.000 Menschen mit einem Jagdschein. Vor zehn Jahren lag der Frauenanteil noch bei zehn Prozent. Mittlerweile ist er auf rund 30 Prozent angestiegen. Die Ausbildung ist umfangreich: Pflanzen, Tiere, Hygiene, Rechte, Waffen. Insgesamt 120 Stunden Theorie, dazu 60 Stunden Praxis und noch Schießtraining „Man muss eigentlich alles wissen, von den Blumen bis zu den Tierarten, alles“, sagt Martina. Der Bayerische Jagdverband ist ein anerkannter Naturschutzverband, oberste Aufgabe ist Hege und Pflege. „Wir beobachten. Wir bringen Salz aus. Im Winter füttern wir zu“, zählt Martina ein paar Beispiele auf. Hauptberuflich arbeitet sie im Krankenhaus Das Jagdrevier, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Dieter betreut, umfasst rund 500 Hektar. Es liegt an den Ausläufern des Unternbergs. Meistens ist Martina morgens oder abends unterwegs. In der Früh startet sie bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang. Sie plant viel Zeit ein, weil es dauert, bis sich ihr menschlicher Eigengeruch im Wald verflüchtigt hat. Das Wild würde sie sonst sofort wittern. Es hat feine Nasen. „Abends ist das nicht so schlimm, weil tagsüber sowieso schon viele Leute unterwegs waren. Da falle ich nicht auf.“

Martina Stawny-Wenta mit ihrem Hund
© © Ruhpolding Tourismus/ Andreas Plenk

Von der Lichtung aus biegt Martina auf einem schmalen Pfad wieder zurück in den Wald ab. Sie zeigt auf eine Kuhle am Wegesrand, an der die meisten Spaziergeher wohl einfach vorbeigehen würden. Das Gras ist etwas plattgedrückt, das Laub zur Seite gescharrt. Es ist der Schlafplatz eines Rehes. Er liegt auf einer kleinen Anhöhe, von der das Tier alles im Blick hat. Martina ist im Wald, in der Natur zuhause. Sie ist Jägerin und Fischerin und Falknerin. „Mein Mann hat den Falknerschein vor mir gemacht und sich einen Wüstenbussard zugelegt. Ich habe ihm viel geholfen und Arbeit abgenommen, wenn er keine Zeit hatte.“ So ist Martina zur Falknerei gekommen und Hubert hat den Weg in die Familie gefunden. Hubert ist Martinas Uhu. Ihr Mann hat ihn ihr geschenkt, da war der Vogel sechs Monate alt. Mittlerweile ist Hubert sechs Jahre.

Uhu Hubert
© © Ruhpolding Tourismus/ Andreas Plenk

Ein verliebter Uhu

Greifvögel wie Hubert bauen keine Sozialbeziehung auf. Sie sind Einzelgänger, konditioniert auf Futter. Es ist nicht so, dass Hubert Martina nicht kennen würde, sie ist sehr wohl seine Bezugsperson. Aber Kuscheln ist nicht. Trotzdem hat Hubert eine Freundin: die „dicke Berta“, wie Martina das freilebende, große Uhu Weibchen getauft hat, das Hubert regelmäßig zur Hauptbalzzeit besucht, sich auf seine große Voliere im Garten setzt und ihn verliebt anschmachtet. Zur Jagd darf Martina Hubert nicht mitnehmen, das ist in Deutschland verboten. Aber sie geht regelmäßig mit ihm spazieren, auch in die Eisdiele, ins Wirtshaus, in Schulen und Kindergärten. Sie trägt dann einen festen Handschuh und Hubert sitzt drauf. „Man richtet die Vögel ab, indem man sie Futter aus der Faust fressen lässt. Dann zieht man die Hand langsam immer weiter zurück, bis sie schließlich raufsteigen müssen, um an die Leckerei zu kommen und sich daran gewöhnen“, erklärt sie.Ihre Schleife durch den Wald ist fast beendet. Gleich ist sie wieder zurück am Bodensitz. Natürlich muss Martina als Jägerin auch den Wildbestand regulieren und vorgegebene Abschusspläne erfüllen. Die werden von Grundstückseigentümern und den Unteren Jagdbehörden festgelegt und richten sich nach dem Verbissgutachten. Denn wenn es zu viel Wild gibt, das sich über die jungen Bäume hermacht, kann der Wald nicht nachwachsen. „Ich habe einen Riesenrespekt vor jedem Tier. Es sind Lebewesen. Ich schieße nur, wenn ich hundertprozentig sicher bin. Das Wild darf nichts mitkriegen, es darf nicht leiden, das hat oberste Priorität“, sagt Martina. Ist das Tier erlegt, bekommt es von der Jägerin den „letzten Bissen“, sie steckt ihm einen Fichten- und Tannenzweig in den Mund. Das ist ein alter Brauch - und eine Form der Respektbezeugung. „Ich spreche dann noch ein kleines Gebet und bedanke mich bei dem Tier, dass es da war.“

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