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Männer mit Schmalz

Datum: 15.05.2025
Von: Kathrin Thoma

Bergwald soweit das Auge reicht. Große, starke Bäume. Holz hat die Geschichte Ruhpoldings über Jahrhunderte bis heute wurden sie nicht reich, aber konnten eine eigene Familie ernähren, was den Bauersknechten oftmals verwehrt blieb. Der geprägt. Holzknecht konnten damals nur die stärksten Männer Arbeitstag eines Holzknechtes begann vor Sonnenaufgang werden. Ein ehrbarer Beruf, immer noch, auch wenn sich viel gewandelt hat.

Feuerstelle, Sitzbank, Schlafstätte, darüber ein spitzes Dach. Ein Rindenkobel war früher eine einfache Schutzhütte für Waldarbeiter, das Grundgerüst aus Holzstangen, abgedichtet mit einer schützenden Hülle aus Baumrinde. Weil der tägliche Weg aus dem Bergwald ins Dorf viel zu weit war, schliefen die Arbeiter hier im Sommer. Nur sonntags nicht, das war ihr einziger freier Tag.

Georg Bichler, Forstwirt bei den Bayerischen Staatsforsten, hat einmal eine Woche in so einer Unterkunft gehaust, probehalber, weil er wissen wollte, wie es den Holzknechten all die Generationen vor ihm ergangen ist. Seinem Vater und Großvater und Urgroßvater. Holzknecht liegt dem 56-Jährigen im Blut, es ist sein Traumberuf, mit 16 Jahren hat er angefangen im Wald zu arbeiten. Aber er ist froh, dass die Holzarbeit nicht mehr so hart, das Leben als Holzknecht nicht mehr so entbehrungsreich ist wie damals.

„Man muss sich die Luft in so einem Rindenkobel vorstellen: Auf engem Raum hausten die Männer zu viert. Über dem Feuer haben sie ihre nasse Kleidung getrocknet und ihre Mahlzeiten gekocht. Drei Mal am Tag gab es Muas, eine einfache Mehlspeise aus Mehl, Wasser und fettigem Schmalz, sonst nichts. Alles war staubig vom Rauch und hat gestunken. Aber wenigstens war es ein bisschen warm“, beschreibt es Georg Bichler.

© © Holzknechtmuseum Ruhpolding | Weidinger

Geschlafen haben die Holzknechte auf einer Unterlage aus zerkleinerten Ästen, langen, trockenen Gräsern und Kräutern. Farnkraut eignete sich besonders gut, weil es Flöhe vertrieb. Das Gewand behielten sie an. Die Männer wurden nach Festmeter entlohnt. Damit wurden sie nicht reich, aber konnten eine eigene Familie ernähren, was den Bauersknechten oftmals verwehrt blieb. Der Arbeitstag eines Holzknechtes begann vor Sonnenaufgang und endete mit der Dämmerung. Dann stellte jeder sein Werkzeug an den Baum, dankte dem Herrgott und dem Heiligen Vinzenz, dem Schutzpatron, für einen guten Tag.

Dass die Holzwirtschaft in Ruhpolding schon damals ab 1619 eine große Rolle spielte, hängt mit der Salzgewinnung zusammen. Weil Unmengen von Brennholz benötigt wurden, um die riesigen Sudpfannen in der Traunsteiner Saline zu befeuern. Es wurde in den Bergwäldern gefällt, entastet, entrindet, zugeschnitten, mit verschiedenen Verfahren an geeignete Fließgewässer gebracht und über die Traun auf dem Wasserweg weitertransportiert. Triften nennt man das und für die Holzknechte war es eine sehr gefährliche Arbeit. In Klausen stauten sie Schmelzwasser auf. Wenn genug zusammengekommen war, musste ein Mann das Klaustor auf schlagen und sich schnell in Sicherheit bringen. Denn augenblicklich ergossen sich gewaltige Wassermengen und rissen das Holz mit zu Tal. Bis zum Bauch standen die Holzknechte im Wasser oder wurden am Seil in tiefe Schluchten gelassen, um verkeilte Stämme zu lösen. Nicht wenige ließen dabei ihr Leben.
Georg Bichler ist nicht nur Forstwirt, er ist auch Vorstand des Ruhpoldinger Vinzenzi Vereins, deswegen kennt er sich so gut mit der Geschichte aus. Der Verein feiert in diesem Jahr sein 400-jähriges Bestehen. Früher war eine Mitgliedschaft so etwas wie eine Versicherung. Alle Holzknechte zahlten ein, passierte einem etwas, bekam die Familie wenigstens eine kleine Unterstützung. Heute bewahrt der Verein mit seinen rund 250 Mitgliedern die Tradition und ist wichtiges Fördermitglied des Holzknechtmuseums in der Laubau. Hier erfährt man Wissenswertes über die Arbeit und das Leben der Waldarbeiter. Ein Rindenkobel ist auch ausgestellt.

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© © Ruhpolding Tourismus / Andreas Plenk

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